HT16 und Triathlon Team Hamburger Hochschulen bei der Vätternrundfahrt 2012

Ziel-Team-Foto

Mitte Juni war es endlich soweit. Vor einer gefühlten Ewigkeit, im Juli des letzten Jahres, hatten wir, Felix und Andreas vom Triathlon Team Hamburger Hochschulen, sowie Jan Hendrik und ich, uns zu einer organisierten Fahrt zur Vätternrundan 2012 angemeldet. Nach der Saison 2011 kam dann erstmal eine weitgehend Rennrad-freie Winterstarre, die immerhin bei zweien von uns zum Erwerb neuer Räder genutzt wurde. Im Frühjahr 2012 konnte nach diversen Urlauben, Trainingslagern und ersten Wettkämpfen endlich bei nicht wirklich warmem Wetter und eigentlich wie immer viel zu spät mit dem Kilometer Sammeln begonnen werden. Dazu wurden vor allem die RTFs im Umkreis von Hamburg genutzt, eine wirklich gute Gelegenheit, mal anderswo und ohne Navigations- und Nahrungsbeschaffunsstress lange Strecken zu radeln.

Am 10.6. mal noch eben einen frostigen Landesliga-Wettkampf in Itzehoe absolviert, stiegen wir mit gefühlt ausreichender Vorbereitung am Abend des 14.6. in Harburg in den Reisebus von "Ingos Reisen" aus Stade, der uns über Nacht nach Motala bringen würde. Kleiner Schock am Abend: Nicht alle Räder passten in den Radanhänger, so dass ein paar in den Gepäckraum des Busses mussten - wo sie zwischen Taschen und Decken womöglich besser geschützt waren als im Radanhänger aufgehängt und festgeklemmt...armes Carbon! Wenn nochmal so eine Reise, dann mit Radkoffer?!

Im Bus war es ziemlich eng, kein 5-Sterne Bus oder so, ein normaler halt....dennoch und trotz zwei Fährüberfahrten, anlässlich derer der Bus verlassen werden musste, war die Nacht nicht ganz schlaflos. Rechtzeitig zum Frühstück kamen wir am nächsten Morgen in Borghamns im Vandrarhem an (eine wunderschön, direkt am Vätternsee gelegene Jugendherberge, ca. 30 km von Motala entfernt). Danach war erstmal Einchecken in die Zimmer angesagt. Ich hatte Glück und kam mit einer Frau aus Berlin in einem geräumigen Doppelzimmer unter, was zwar 50 € mehr kostete, aber wohl deutlich angenehmer war als die vielen Männer-Mehrbettzimmer...

Später am Vormittag gings mit dem Bus nach Motala zur Akkreditierung (Startunterlagenabholung). Das war schnell erledigt, und zum großartig Shoppen auf der Messe hatten wir bei den Schwedischen Preisen nicht wirklich Lust. Besonders groß ist Motala nicht, und nachdem wir uns in einem Supermarkt mit alldem eingedeckt hatten, was man vor und nach einer 300 km Tour so gebrauchen könnte, mussten wir doch ein wenig die Zeit tot schlagen, bis der Bus zurück nach Borghamns fuhr. Dort hieß es Startnummern am Rad und Helm anbringen, Sachen vorbereiten, noch ein wenig in der Sonne liegen, die Temperatur des Sees testen (ja, ich war drin!), Lasagne futtern und ab ins Bett. Am nächsten Morgen um 3:00 (!!) war die Abfahrt zum Start angesetzt, Startzeit unserer zwei Busladungen voll norddeutscher Radler würde um 4:24 bzw. 4:26 sein. Und es würde wohl Regen geben. Sagten so ziemlich alle Wetterberichte.

Das Aufstehen morgens um 2:00 war eigentlich ganz gut machbar, beim Start eineinhalb Stunden später hatte man dann jedes Zeitgefühl verloren. Noch war es trocken und bereits hell. In weiser Voraussicht hatte ich auf die Schnelle noch Schutzbleche montiert, wofür ich recht viele Kommentare geerntet hatte. Mit am Start waren Neoprenüberschuhe, eine wirklich wasserdichte Regenjacke, ein kleiner Rucksack mit wasserdicht verpackten Wechselklamotten sowie eine Regenhose, warme, wind- und wasserabweisende Handschuhe und natürlich eine lange Radhose. Damit hatte ich alles richtig gemacht. Nach ein paar Kilometern fing es nämlich wirklich an zu regnen, und nicht nur ein bisschen. Wir waren im Nu komplett durch. Wenn man in einer Gruppe fuhr, umso schneller durch die Dusche vom ohne Schutzblech fahrenden Vordermann. Der Bremsweg war durch die Nässe extrem verlängert. Ich setzte mich deshalb nach vorne von der Gruppe ab, in der wir zu Anfang fuhren und fuhr alleine bis zum zweiten Depot bei Kilometer 80 (das erste hatten wir ausgelassen). Ich war ziemlich durchgefroren und überlegte, dass ich wohl aussteigen würde, wenn es so weiter ginge. Nach einem heißen Kaffee und einer Kleinigkeit zu essen fuhr ich mit trockenen Handschuhen und Regenüberzieher auf dem Helm aber erstmal weiter. Die Jungs waren mittlerweile auch da, fuhren aber vor mir wieder los. Ihnen war wohl kalt...Noch etwa 10 km lang heftiger Regen und Windböen von der Seite, dann klarte es so langsam auf, und die Straßen und Klamotten begannen zu trocknen. Wie herrlich! Kurz vor dem nächsten Depot in Jönköping (Kilometer 107) holte ich Jan, Felix und Andreas wieder ein, die mit einem Defekt gestrandet waren. Riss im Mantel! Zum Glück so nah am Depot, wo es Ersatz auf Rechnung gab. Und warmes Essen, noch mehr Kaffee sowie massenweise böse unterkühlter, zum Aufgeben gezwungener Radler. Von rund 19.000 gestarteten kamen etwa 16.800 ins Ziel...

Weiter gings bei Sonne, endlich mal alle zusammen, hinter flotten anderen Fahrern her. Das nächste Depot in Fagerhult (km 138) nutzte ich für noch mehr Kaffee, Andreas musste sich leider eine Schürfwunde zupflastern lassen, nachdem er auf unerklärliche Weise in einem Kreisverkehr weggerutscht war. Der Abschnitt danach wurde mir irgendwann zu schnell, also ließ ich die Männer fahren und fuhr mein eigenes Tempo Richtung Hjo (km 177), teilweise mit bis zu 20 Mann im Schlepptau, von denen nur einer immer wieder mal ein paar Meter vorne fuhr, sonst die ganze Zeit ich. Als ich darauf keine Lust mehr hatte, fuhr ich rechts ran und zog endlich mal meine Regenjacke aus. In Hjo traf ich noch Jan und Andreas, Felix hatte das Depot "übersehen" und war dran vorbei gefahren. Netterweise wurde auf mich gewartet, bis ich meinen obligatorischen Becher Kaffe geholt hatte. Danach fuhren wir gemeinsam weiter. Felix fanden wir auch wieder, und nachdem wir uns alle in Karlsborg (km 207) gestärkt und erholt hatten, fuhren wir bis zum Ende zu viert, teilweise innerhalb größerer Gruppen.

Das Wetter blieb schön, Sonne, ein paar Wölkchen, angenehm warm. Bei km 260 war die Nordspitze des Sees erreicht, danach ging es im Vergleich zum Rest der Tour relativ wellig "nach Hause". Nach genau 12 Stunden (Felix und Andreas schafften es in 11:58, da sie 2 Minuten nach Jan und mir gestartet waren), waren wir im Ziel. Reine Fahrzeit war so um die 9,5 Stunden.

In Motala gabs erstmal ein Ziefoto von jedem, dann mehrere Portionen vegetarisches oder nicht vegetarisches Essen,  einen ziemlich langen Fußmarsch zu den Duschen, hinterher ziemlich nasse Klamotten aus unseren Kleiderbeuteln, die im Regen gelegen haben müssen. Aber es war ja zum Glück warm und sonnig.

Mit dem Bus wurden wir zurück zur Jugendherberge geshuttelt, wo es noch ein typisch schwedisches Abendessen gab. Ich für meinen Teil war überhaupt nicht müde, wohl Dank unzähliger Becher Kaffee unterwegs.

Mit dem Wissen, dass man 300 km vor sich hat, geht man so eine Tour mit einer sehr entspannten Einstellung an, wie ich festgestellt habe. Bei km 100 zum Beispiel sagte ich mir, "nur noch 200" usw. Und es war wirklich so. Die Distanzen schmolzen förmlich dahin. Keinerlei Einbruch oder so. Zumindest nicht bei mir...

Nach einer Nacht mit relativ wenig Schlaf (dem Koffein und einer schnarchenden Zimmergenossin zu verdanken) ging es zeitig am nächsten Morgen los, per Bus zurück nach Hamburg, wo wir am frühen Abend eintrafen, mit ziemlich verdreckten Rädern und Taschen voller teilweise noch feuchter Radklamotten.

Trotz des anfänglich miesen Wetters und der etwas beschwerlichen An- und Abreise war es eine sehr schöne Reise gewesen, wirklich toll organisiert und mit einem einzigen Urlaubstag machbar.

Vielleicht im nächsten Jahr wieder, dann eventuell mit Eigenanreise und etwas mehr Zeit in Schweden...

 

Bildergalerie: 
Vätternrundan 2012